Hot Chocolat

Als der Junge nun so vor sich hin stammelt, weiß Morgana, dass er erkannt hat, was sie ist. Doch mit ihm stimmt auch etwas nicht, aber ganz gewaltig. Sie bemerkt seine Nervosität. Das Zittern seiner Hände. In seinem Gesicht kann sie richtig ablesen, dass der junge Mann gerade einen Kampf mit sich selber austrägt. Und dieser Gestank. Er ist jetzt noch viel deutlicher. So wild... Morgana tritt erneut auf ihren Kunden zu und wischt vorsichtig mit dem Handtuch seinen Hals ab. Flüsternd beantwortet sie nun seine Frage, mit ihren Lippen dicht an seinem Ohr. "Ich bin es, die du riechst, Wolf." Der Daumennagel der Vampirin kratzt kurz über den Hals des jungen Mannes. "Doch ich habe keine Angst vor dir. Und ich werde dir nichts tun." Lange hat sie versucht, ein normales Leben zu führen, unter Menschen. Sie hat so sehr dafür gekämpft und jetzt droht alles zusammenzubrechen, wenn dieser spezielle "Kunde" sie verrät. Sie müsste die Stadt verlassen, die sie so lieben gelernt hat. Also muss sie sich ruhig verhalten. Dem Wolf zeigen, dass sie nur friedlich ihr Leben führen will. Nachdem der Hals des Jungen sauber und von Schokolade befreit ist, entfernt sich ihre Hand von ihm.

Auch Finjus weiß, dass mit ihm etwas ganz gewaltig nicht stimmt. Weniger wegen dem, was er ist, sondern weil er diese ihm fremde Person irgendwie mag. Er mag ihren Laden, ihren Geruch, ihre Art. Irgendwoher glaubt Finjus zu wissen, dass sie ein guter Mensch ist, ohne ein richtiger Mensch zu sein, doch das ist er schließlich auch nicht. Als es die Vampirin nun einfach selbst übernimmt, ihm den Hals abzuwischen, drängt etwas tief in ihm danach, wieder zurückzuweichen. "Lauf weg, flieh von hier oder... töte sie.", schreit es förmlich in ihm, als ihn die Blutsaugerin anspricht, doch er tut nichts dergleichen. Stattdessen lächelt er ihr kurz zu, auch weil sie keine Angst vor ihm hat, ihm nicht misstraut, so wie er es doch getan hat. "Ich weiß...", erwidert er noch immer eher leise auf ihre Worte. "Ich weiß nicht genau, woher ich es weiß, aber.... ich weiß." Trotzdem zögert er noch kurz, ehe er seine Hand ausstreckt und sich ihr vorstellt. "Hallo. Ich bin Finjus." Nun mit einem etwas vorsichtigeren Lächeln schaut er der Vampirin in die Augen. Entschuldigend, weil er doch weiß, an was er gedacht hat, was er beinahe getan hätte, hätte er sich nicht kontrolliert. Und wieder glaubt er zu wissen, dass auch sie es weiß.

Auch Morgana mag diesen Jungen. Wenn der Geruch nicht wäre... Er hat schönes langes Haar und faszinierende Augen. Und dass er riecht wie ein Stall auf dem Hof ihres Vaters...na gut. Dafür kann er ja nichts. Sie sieht, dass der junge Wolf sehr angespannt ist, als er sie anlächelt. Er sagt, er weiß es. Er scheint ihr zu vertrauen. Hmmm... eine Einigung zwischen einem Vampir und einem Werwolf? Kann es das geben? Ein Wesen von ihrem Blut? Kennt dieses "Tier" überhaupt ihre Geschichte? Morgana glaubt, dass der junge Mann genauso naiv ist, wie er aussieht. Aber harmlos. Also erwidert sie nun das vorsichtige Lächeln freundlich und greift nach der Hand des Jungen. Ihre kalten Finger umschließen fest und sanft zugleich die Finger von Finjus. Der Drachenring, den sie immer trägt, verstärkt das Gefühl der Kälte noch. "Mein Name ist Morgana." stellt sie sich nun vor. Ihren Nachnamen möchte sie lieber erstmal verschweigen. "Ich bin noch nie einem Wolfsjungen begegnet." gibt sie nun zu, jetzt mit einem sichtbar entspannteren Lächeln auf den rot geschminkten Lippen.

Finjus weiß nicht, ob so eine "Einigung" funktionieren kann, doch er weiß sehrwohl, dass er seit Langem das erste Mal wieder beleidigt wäre, wüsste er, dass die Vampirin ihn für ein Tier hält. Als sie seine angebotene Hand annimmt, erschrickt Finjus zuerst etwas vor der Kälte ihrer Haut, als sie sich aber vorstellt und meint, noch nie eine "Wolfsjungen" begegnet zu sein, entspannt auch er sich wieder. "Ich... ähm... ich bin 27 Jahre alt." Ob dies nun eine passende Antwort auf ihre Bemerkung ist, mag zwar zweifelhaft sein, doch dann fügt er noch etwas Hilfreicheres hinzu. "Ich auch noch nie... also... weder jemandem wie mir, noch... jemandem wie dir." Nun schweigt er einen Moment, denkt nach, bis ihm wieder dieser Geruch auffällt. Und da er befürchtet, dass sich ihr "Gespräch" zu einem peinlichen Schweigen entwickeln könnte, tut er einfach unwissenderweise etwas noch peinlicheres: Er stellt eine peinliche Frage. "Was ist das eigentlich für ein Geruch? Nicht der Gefährliche, sondern das Andere. Ich glaube, er komt von dir, aber... ich kann ihn nicht einordnen. Wenn es damit eine Schokolade gibt, dann muss ich die unbedingt haben."

Als Finjus nun einfach so sein Alter nennt, ohne auch nur annähernd danach gefragt worden zu sein, kräuselt Morgana für einen Moment nachdenklich die Stirn. Erwartet er jetzt von einer Vampirin, dass sie ihr Alter nennt? Welches hätte er denn gerne, das tatsächliche oder das, nachdem sie aussieht? Als sie sich gerade eine passende Antwort überlegen will, fällt ihr die Sternfrucht wieder ein. Bevor sie sich zersetzt und ihre Einzelteile den Schokoladenbrunnen verstopfen, sollte sie sie herausholen. Suchend schaut sie nun in den Brunnen, sieht ein Stück gelbes Fruchtfleisch und steckt ihre langen dünnen Finger in die flüssige Schokolade. Mit schoko- verschmierten Fingerspitzen holt sie die Frucht heraus und hält sie kurz betrachtend vor ihr Gesicht. Den Kopf neigt die Vampirin leicht schräg und lutscht dann von einer Ecke der Sternfrucht die Schokolade ab. Dann von der nächsten...Das das ein ziemlich obszönes Bild darbietet, ist ihr egal. "Ich kenne viele Geschichten." entgegnet sie nun leise schmatzend. "Sehr alte Geschichten. Von großen Schlachten. Aber auch von dem Wolf als Beschützer des Schlafes am Tage und Jagdgefährte in der Nacht." Nun beginnt sie, den Rest der Frucht zu essen, doch als der Werwolf diese Frage stellt, die sie wirklich sehr aufdringlich findet, schluckt sie hörbar herunter. "Ähm...Ich..." beginnt sie nervös. Doch dann fängt sie sich wieder. Schlagfertigkeit war schon immer eine ihrer Stärken und verlegen war sie auch noch nie. "Wenn du mein Parfum meinst, ich kann dir zeigen, wo du es kaufen kannst." Die Vampirin zwinkert einmal keck. "Doch wenn es mein Geruch ist, der dich anlockt..." Sie macht eine kurze Pause, betrachtet kurz ihre beschmierten Finger. "Mein Blut werde ich dir nicht geben, doch vielleicht lasse ich dich einmal kosten."

Dass die Vampirin nicht versteht, weshalb er ihr sein Alter nennt, bemerkt Finjus gar nicht, denn er ist wieder einmal damit beschäftigt, sich etwas umzusehen, beinahe verstohlen wirkt es, wie er dasteht und lediglich seine Augen über die einzelnen Regale huschen lässt. Den Kopf dreht er dafür kaum. Erst als Morgana die Sternfrucht ist dem Brunnen fischt und dann auch noch eine der Ecken ablutscht, hat sie wieder seine volle Aufmerksamkeit. Sie beginnt zu erzählen, dass sie Geschichten kennt. Alte Geschichten über Bündnisse zwischen Vampiren und Werwölfen. Wieder zieht Finjus eine leichte Schippe. "Ich weiß nicht... Ich kann mir schwer vorstellen, dass sie wirklich zusammen jagen würden. Ganz, ganz früher vielleicht. Heute würde so etwas nicht mehr passieren.", mutmaßt Finjus einfach drauflos, denn es heißt ja, dass sich Vampire und Werwölfe nicht besonders gerne mögen. Scihtlich interessiert hört Finjus Morgana´s Erklärung zu, wo der Geruch herkommen könnte, den er so anziehend findet. Und im selben Moment ist ihm seine Frage sichtlich unangenehm. "Ich... wusste nicht, dass es ein Parfum gibt, das so riecht...", murmelt er und schaut sich währenddessen wieder um. "Eigentlich wollte ich Cornflakes kaufen... aber...jetzt möchte ich lieber etwas mit Schokolade..." Den Großteil von Morgana´s kecken Antwort überhört er einfach ganz gekonnt.

Morgana isst nun die Frucht komplett auf und leckt sich genüsslich die Lippen. Sie schüttelt den Kopf langsam. " Nein, die Kriege führen die Vampire mit den Werwölfen." Sie spricht nun etwas betonter, eine Spur belehrend wird ihr Tonfall. "Doch mit Wölfen gingen sie jagen. Mein Vater besitzt ein Rudel in Rumänien." Ihre Augen leuchten kurz auf beim Gedanken an ihre Heimat und ihren sanftmütigen Vater. "So groß kann doch der Unterschied nicht sein zwischen einem Wolf und einem Mann, der zum Wolf wird. Riechen tust du genauso." Sie lächelt bei dem Gedanken daran. Als die Vampirin nun sieht, dass sie den jungen Mann in Verlegenheit gebracht hast, ist sie sichtlich zufrieden. "Der Duft, den ich benutze, nennt sich Patchouli." erklärt sie nun. "Daraus ließe sich schwer eine Schokolade herstellen. Man benutzt ein Öl aus einer Pflanze und es würde sehr bitter schmecken." Morgana überlegt kurz. "Und aus Morgana gibt es auch keine Schokolade." Erneut lacht sie, sehr ehrlich und herzlich. Als der Junge Cornflakes erwähnt, wird sie hellhörig. "Ich habe etwas für dich." Zeigend hebt sie einen Zeigefinger, erinnert sich daran, dass ihre Finger voll Schokolade sind und steckt ihn sich kurzerhand in den Mund. "Hmm...ich liebe Schokolade." sagt sie leise, mehr zu sich selbst als zu dem jungen Wolf. Dann geht sie zu einem der Tische, auf dem eine Schale ihrer Leckereien zum probieren bereit steht.

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Morgana nimmt einen der Schokopiekser, hinterlässt dabei Schokolade von ihren Fingern an dem Stiel und hält diesen dem Werwolf unter die Nase. "Bitte."

"Oh, ach so...", erwidert Finjus darauf. Das wusste er nicht. Als die Vampinin dann aber meint, dass es zwischen ihm und einem normalen Wolf noch kaum einen Unterschied geben kann, zuckt er leicht mit einer Schulter. "Ja, doch... Schon...", widerspricht er trotz der Tatsache, dass er einen Moment am Liebsten gegangen wäre. "Du weißt viel mehr als ich über diese Dinge... Meine Eltern haben eine Farm in Irland und bis ich zwölf Jahre alt war, hat sich keiner von uns näher mit Werwölfen oder Vampiren beschäftigt. Erst, als ich im Wald angegriffen wurde und mich das erste mal verwandelte, wussten wir, was passiert war. Wir sind nicht dumm, wir wussten natürlich, dass es so etwas gibt wie Vampire, Werwölfe oder Kobolde, aber wir haben nie wirklich darüber gesprochen. Weil es auch Unglück bringen soll und... naja... niemand möchte gerne einen Werwolf bei sich im Garten stehen haben." Nun, nachdem er ihr diese kleine Geschichte erzählt hat, erklärt ihm Morgana, dass man aus ihrem Parum keine Schokolade machen kann- und aus ihr auch nicht. Zumindest kann man diese nicht kaufen. Auch er lachte kurz bei dem albernen Gedanken, es würden neben den ganzen Schokoladen-Tieren auch Schokoladen- Morgana´s stehen. Als sie verkündet etwas für ihn zu haben, folgt ihr Finjus zu dem Tisch, wo sie ihm auch schon einen Schokoladenpiekser unter die Nase hält. Lecker. Ohne groß darüber nachzudenken biss er einfach von der schokoladigen Erdbeere ab, ohne der Vampirin den Piekser aus der Hand zu nehmen. Er kaut kurz auf, ehe er weitererzählt: "Es wäre doch eigentlich eine gute Idee, wenn du kleine Schokoladenfiguren von dir verkaufen würdest. Das würden die Leute bestimmt kaufen." Zumindest er wüde das. "Andererseits verkaufe ich ja auch keine Hundekörbe mit einem Gesicht drauf. Aber ich stelle die Körbe ja auch nicht selber her."

Morgana hört sich Finjus "Entstehungsgeschichte" interessiert an. "Hmmm..." macht sie nun nachdenklich. "Das ist sehr schwer für dich. Du hattest keine Wahl. Du konntest als Wolf leben oder als Mensch sterben." Sie versucht sich Finjus Elternhaus vorzustellen, Irland gefällt ihr sowieso sehr gut. Nach einer kurzen Pause spricht sie weiter. "Ich wurde hineingeboren. Meine Eltern leben als Vampire so wie meine Großeltern vor ihnen. Ich wählte auch dieses Leben." Als der junge Wolf nun aber sagt, dass er an die Existenz von Kobolden genauso glaube wie an die von Vampiren und Werwölfen, lacht Morgana erneut. Beinahe entschuldigend hält sie sich eine Hand vor den Mund. "Du siehst einen Werwolf im Spiegel und einen Vampir vor dir." stellt sie nun grinsend fest. "Aber wo hast du jemals einen Kobold gesehen?" Als der Werwolf die Erdbeere nun einfach abbeißt und die halbgegessene Frucht weiterhin zwischen ihren Fingern lässt, schaut Morgana einen Moment etwas überrascht. Doch dann zieht sie nur kurz eine Schulter hoch und hält den Stiel weiter für ihn fest. "Figuren von mir?" fragt sie nun sehr überrascht auf den merkwürdigen Vorschlag des jungen Wolfes. "Ich kann mich doch nicht in eine Form gießen." Die Vampirin grübelt einen Moment, sie weiß nicht ganz sicher, ob Finjus das ernst meint oder sie nur veräppeln will. Dann wechselt er zum Glück das Thema. "Du verkaufst Hundekörbe? Wo?" fragt sie nun interessiert. "Kann sich dort auch eine Katze hereinlegen?"

Als Morgana erzählt, dass sie in dieses Leben hineingeboren wurde, nickt Finjus langsam. Das versteht er. Dass sie darüber lacht, dass er an Kobolde glaubt, wundert ihn nicht besonders. "Gesehen habe ich natürlich noch nie einen Kobold, aber der würde auch nicht einfach hier in den Laden spazieren. Aber wir haben früher nachts Milch für die Kobolde vor die Tür gestellt oder auch im Haus und mein Vater weigert sich bis heute, die Äste an einem alten Baum zu schneiden, weil er die Kobolde nicht verärgern will. Das bringt Unglück und das kann man auf einem Hof nicht gebrauchen." Während Morgana viel über Vampire und Werwölfe weiß, gibt Finjus scheinbar lieber abergläubische Weisheiten zum Besten. Er isst nun auch den Rest von der Erdbeere. "Danke", murmelnd er kauend und schaut sie kurz darauf etwas fragend an. "Ich meine ja nicht, dass sie lebensgroß sein sollen, aber so Kleine wären doch schön." Na dann. Finjus lässt bei diesem Thema wohl nicht mehr umstimmen. Schließlich erkundigt sich Morgana aber nach den Hundekörben, worauf Finjus eifrig nickt. "Ja, ich habe einen Laden. Einen Tierladen. Theoretisch kann sich eine Katze in einen Hundekorb legen, aber Katzen liegen meistens lieber etwas erhöht. Aber wenn eine Katze auch gerne auf Decken liegt oder auf dem Sofa, mögen sie oft auch Körbe." Erst jetzt fällt Finjus auf, dass er gar nicht weiß, weshalb sich Morgana so für Körbe interessiert. "Hast du denn eine Katze?", fragte er also.