Hot Chocolat

Als Finjus nun erzählt, ein Kobold würde nicht hier durch die Tür spazieren, lacht Morgana erneut. Und die Vorstellung, dass jemand Milch vor die Haustür stellt für Kobolde, lässt sie Tränen lachen. Leise schniefend versucht sie sich das vorzustellen, wie Finjus sich freut, weil die Schale leer ist und ein Kobold da gewesen ist, dabei hat wahrscheinlich nur eine Katze die Milch getrunken. Morgana benutzt nun eine saubere Ecke des Küchentuchs, um sich die Tränen von den Wangen zu wischen, als sie sich wieder beruhigt hat. "Oh nein...du bist wirklich komisch." bemerkt sie dann lächelnd. Den leeren Piekser in der Hand, dreht Morgana sich nun zur Küche herum. "Ich werfe das weg." erklärt sie nun. "Du kannst mitkommen, wenn du magst. Ich habe ein neues Rezept auf dem Herd." Die Idee mit der Schokoladen- Morgana findet sie immer noch merkwürdig, was sollte sie denn sagen, was das ist, wenn ein Kunde sie fragt? Sie selbst? Das käme ihr komisch vor, was sollen die Leute denn von ihr denken? Nun fragt Finjus sie, ob sie eine Katze hätte und die Vampirin nickt einmal kurz, bevor sie schon in Richtung Küche geht. Auf dem Weg dorthin kommt sie an einer Wendeltreppe vorbei. Morgana zeigt kurz in diese Richtung. "Archimedes." erklärt sie nun. "Der ist oben." Das mit dem Körbchen erscheint ihr schon wieder als eine schlechte Idee, liegt doch der junge Kater am liebsten auf einem der Stühle auf dem Balkon.

Dass ihn die Vampirin so lustig findet, scheint Finjus tatsächlich zu freuen, zumindest lächelt er wieder, als sie Tränen lacht. "So ist das in Irland noch oft. Gerade ältere Leute oder die, die sehr... landlich leben sind so...", erklärt er ihr dann noch kurz und nickt, als sie ihm anbietet, mitzukommen. "Ja!", kommt es vielleicht etwas zu begeistert von ihm, doch er freut sich einfach auf das neue Rezept. Als sie an der Wendeltreppe vorbeikommen und Morgana erklärt, ihr Kater sei oben, nickt Finjus abermals. "Du wohnst direkt über deinem Geschäft. Das ist praktisch. Aber ich wohne auch nicht weit von meinem Geschäft entfernt. Aber hätte ich einen Schokoladen-Laden, dann müsste ich das Haus gar nicht mehr verlassen.", plappert er einfach weiter und schnüffelt bereits in der Luft. "Riecht nach Limette... Und Schokolade.", stellt er schließlich fest.

"Ich finde das auch praktisch." Morgana stimmt Finjus nun lächelnd zu. "Es beruhigt mich. Und wenn ich mitten in der Nacht einen guten Einfall für eine Kreation habe, laufe ich hinunter und koche." Die Vampirin lacht wieder. "Ich stand oft schon nur in meinem Sommerhemdchen hier am Herd." Sie geht nun vor in die Küchennische, wirft im Vorbeigehen den kleinen Holzspieß weg und steht auch schon am Herd. Im ganzen Raum duftet es lecker nach Schokolade. "Ja, es ist Limette." bestätigt sie nun Finjus Geruchssinn. "Sieh." Morgana läd ihn ein, einen Blick in den Topf zu werfen. In einer Schale neben dem Herd liegt bereits die Schale der geriebenen Limette. "Das ist Nuss- Nougat- Schokolade." erklärt die Vampirin nun und rührt mit einem Holzlöffel die braune Masse um. Dazu gibt sie nun die Limettenraspeln. "Das wird schmelzen und ganz wunderbar schmecken." Auf einem anderen Teller liegt ein Klumpen Marzipan, den die Vampirin wohl ebenfalls für diese neue Kreation benötigt.

Als sie die kleine Küche erreichen, schaut sich Finjus erst einmal um. Und wie gut es hier duftet. "Mmmhhh...", macht er leise und schaut dann kurz auf. Hat Morgana gerade gesagt, das sie manchmal nur im Hemd hier kocht? Muss wohl. Oder hat er sich das nur eingebildet? Nein... Als Finjus eingeladen wird, sich etwas anzusehen, geht er zum Herd und schaut kurz in den Topf. "Das riecht gut. Und sieht lecker aus.", bemerkt er und schielt bereits zu dem Marzipan herüber. "Und das brauchst du auch für irgendetwas?", erkundigt er sich anschließend.

Ja, Morgana kocht manchmal tatsächlich spärlich bekleidet. Es kam schon oft vor, dass sie nach einem entspannenden Bad nur ein hauchdünnes, dunkelblaues Negligee angezogen hat und ist wieder hinunter in ihren Laden gegangen. Sie benutzt auch keine Schürzen. Die Vampirin ist der Meinung, damit würde sie nicht schick genug aussehen. "Das wird auch gut." entgegnet Morgana nun. Als Finjus zu dem Marzipan hinüberschielt, legt Morgana eine Hand sanft über seine Augen. "Na na...das brauche ich noch. Du schaust, als würdest du es gleich aufessen." Sie lächelt wieder. "Das werden Trüffel." erklärt sie nun. Eine Weile rührt sie nur leise in dem Topf herum, scheinbar in Gedanken. Dann wendet sie den Blick wieder Finjus zu. "Sag mal, ich möchte dich etwas fragen." Ohne die Zustimmung des jungen Mannes abzuwarten, stellt sie schon ihre Frage. "Wie lebst du, Finjus?" Sie spricht das "i" langgezogen aus. Fiiinjus. "Ich meine, was passiert, wenn Vollmond ist? Schließt du dich ein? Ich bin nie einem Werwolf begegnet und ich will wissen, ob alle Geschichten wahr sind." Die Vampirin scheint sehr neugierig und wissbegierig zu sein.

Da Morgana bestätigt, dass die Schokolade auch gut werden wird, nickt Finjus abermals kurz. Tatsächlich hat er gerade daran gedacht, das Marzipan vielleicht... oder nur ein kleines Stückchen....? Doch dann legt Morgana ihre Hand über seine Augen. "Mh? Nein...?", kommt daraufhin die wenig überzeugende Antwort von ihm. Wieder vom Marzipan abgelenkt schaut er Morgana anschließend beim Rühren zu, so lange, bis sie ihm eine Frage stellt. Darüber, wie sie seinen Namen ausspricht, muss er kurz amüsiert lächeln, doch dieses Lächeln vergeht ihm bei ihrer Frage schnell wieder. "Ähm... ja... Naja... Ich muss mich einschließen. Beim ersten Vollmond, nachdem ich angegriffen wurde... Naja, wir wussten noch nicht, was passiert war. Und ich hatte mich gerade erst wieder erholt. Ich habe mehrere von unseren Schafen getötet. Wir konnten froh sein, dass ich noch jung war und mich mit Schafen zufrieden gegeben habe. Ich war danach so erschöpft, dass ich den rest der Nacht geschlafen habe.", erzählt er Morgana von dieser wirklich sehr schlimmen Nacht. Doch tatsächlich war es der Morgen danach, der besonders schlimm war. "Wir wussten auch nicht, ob alle Geschichten stimmen, ob ich es irgendwann vielleicht schaffen würde, mich in Vollmondnächten zu kontrollieren. Das ersten drei Jahre sperrte ich mich in meinem Zimmer ein. Als ich merkte, dass ich nicht hinaus konnte, nahm ich mein halbes Zimmer auseinander und irgendwann verletzte ich mich selbst. Als ich 15 war, schaffte ich es aus meinem Zimmer heraus. Ab dieser Nacht war ich bei Vollmond immer in einer alten Scheune. Die Tür dort war viel stabiler und als ich hierher zog, habe ich meine Wohnung eigentlich nur nach der Eingangstür ausgesucht. Also beinahe zumindest. Das großte Problem ist, dass ich den Mond sehen kann. Das macht alles noch etwas schlimmer, weil es sich anfühlt, als würde er mich rufen." So ausführlich hat Finjus lange nicht mehr über diese grauenvollen Nächte gesprochen. Doch er hat das gefühl, Morgana würde ihn nicht wegen dem, was passiert war, verurteilen, ihn vielleicht sogar verstehen.

Morgana hört Finjus nun ruhig zu. Ihr Blick wird bei seiner Erählung immer ernster. Als der Werwolf geendet hat, legt sie ihm tröstend eine Hand auf die Schulter. "Der Mond ruft dich, daran glaube ich ganz fest." bestätigt sie nun Finjus Ahnung. "Und ich habe, wenn ich ehrlich bin, noch nie von einem Werwolf gehört, der sich in dieser Nacht kontrollieren kann." Morgana seufzt leise. "Aber du hast niemals einen Menschen getötet. Das ist sehr wichtig." Die Vampirin nickt leicht, drückt dabei die Schulter des Werwolfs ein wenig. "Das ist ganz ganz wichtig." wiederholt sie noch einmal. "Ich weiß nicht, ob du es glaubst, aber ich habe auch niemals getötet. Ich weiß, ich habe mir dieses Leben ausgesucht." Sie zuckt einmal kurz mit den Schultern. "Aber wir sind beide keine Monster, auch wenn alle Welt das behaupten mag."

"Ja, ich auch nicht. Es war auch nur so ein Gedanke, dass es vielleicht irgendwann geht.", erwidert er, als Morgana meint, dass sie nie von einem Werwolf gehört hat, der sich kontrollieren kann. Auf ihre Anmerkung, dass er nie einen Menschen getötet hat, nickt er kurz. "Ja..." Anschließend schaut er die Vampirin ein paar Sekunden lang schweigend an. "Ich glaube auch nicht, dass du einen Menschen getötet hast. Du wirkst nicht wie jemand, der so etwas tut.", meinte er und zuckt auf ihre abschließenden Worte leicht eine Schulter. "Ja... ich weiß." Finjus wirkt nun deutlich schweigsamer als zuvor. Seine Erzählung hat ihn doch ein wenig betrübt.

Morgana bemerkt, dass Finjus traurig zu sein scheint. Auch ihr ging seine Geschichte nahe. "Lass uns heute nicht mehr davon sprechen." beschließt sie nun. "Hier." Die Vampirin hält ihrem Kunden nun den Kochlöffel hin. "Rüh weiter." Sie gibt ihm diese Anweisung, während sie sich die Hände gründlich wäscht und sich dann dem Marzipan annimmt. Morgana beginnt damit, zwischen den Handflächen kleine mundgerechte Bällchen zu formen. Mit der Schulter stößt sie den Werwolf nun leicht an. "Wenn du dir die Hände wäschst, darfst du mithelfen. Möchtest du?"

"Ja, in Ordnung.", erwidert Finjus auf Morgana´s Vorschlag, heute nicht mehr über dieses leidige Thema zu sprechen. Mit einem leisen "Hm, okay..." nimmt er ihr anschließend den Kochlöffel aus der Hand und beginnt hochkonzentriert, die Schokolade umzurühren. Als er "den Dreh raus" hat, schaut er kurz zu Morgana. Die ist bereits dabei, kleine Marzipankugeln zu formen. Als sie ihm wieder anbietet, dass er mithelfen kann, nickt er kurz lächelnd. "Ja, gerne. Und der Herd? Muss noch anbleiben, sonst wird die Schokolade wahrscheinlich fest. Also ab und zu rühren...", mutmaßt er vor sich hin, während er zum Waschbecken geht und sich ebenfalls sehr gründlich die Hände wäscht. Da hat wohl jemand als Kind beim Backen mitgeholfen.